10.10.2025

Führen heisst Lernen ermöglichen, nicht nur Leistung verlangen

Wissen verändert sich schneller als Strukturen. Klassische Führung kann dies nicht auffangen. Erfolgreiche Führungskräfte müssen sich als Learning Facilitators verstehen. Das heisst, sie schaffen Räume, in denen Mitarbeitende Verantwortung übernehmen, wachsen und gemeinsam neue Lösungen entwickeln können. Was bedeutet das konkret?

Führung bedeutet nicht, alle Antworten zu kennen. In dynamischen Organisationen zählt vielmehr die Fähigkeit, Fragen zu stellen, Orientierung zu geben und Lernprozesse zu fördern. Führungskräfte der Gegenwart verstehen sich nicht nur als Entscheider, sondern als Gestalter von Lernkultur, als Learning Facilitators.

Vom Befehl zur Begleitung

Traditionelle Führung setzt auf Ansage, Kontrolle und Zielerreichung. Diese Modelle funktionieren (allenfalls noch) in stabilen Umfeldern, aber kaum in komplexen, sich ständig verändernden Märkten.
Die neue Führungsrolle verlangt etwas anderes: die Fähigkeit, Lernen zu ermöglichen.

Ein Learning Facilitator in Führung:

  • inspiriert statt instruiert,
  • stellt Fragen statt Antworten zu geben,
  • fördert Eigenverantwortung statt Mikromanagement,
  • und sieht Fehler als Lernchancen statt als Störungen.

Das Ziel ist nicht, Mitarbeitende zu «führen», sondern sie dabei zu unterstützen, sich selbst zu führen.

Lernen als Führungsaufgabe

Wenn Organisationen von Agilität, Innovation und Empowerment sprechen, steckt dahinter letztlich eines: Lernen auf allen Ebenen.
Eine Führungskraft, die Lernen fördert, stellt sicher, dass Wissen fliesst, dass Experimente erlaubt sind und dass Reflexion Teil der Arbeit wird.

Solche Führungskräfte schaffen Bedingungen, unter denen Menschen:

  • sich sicher fühlen, Neues auszuprobieren,
  • Wissen miteinander teilen,
  • Verantwortung für Ergebnisse und Entwicklung übernehmen.

Das ist Learning Facilitation im Führungsalltag. Kein Buzzword, sondern gelebte Kultur.

Praktische Ansätze für Learning Facilitation in Führung

Wie sieht das konkret aus? Was ist die (neue) Aufgabe der Führungskräfte?

  • Fragen statt Lösungen liefern: «Was hast du bisher ausprobiert?» oder «Was wäre dein nächster Schritt?»
  • Reflexionsräume schaffen: Nach Projekten bewusst Zeit für Austausch, Erkenntnisse und «Lessons Learned» einplanen.
  • Gemeinsame Lernziele definieren: Lernen als Bestandteil von Zielen und Gesprächen verankern.
  • Beobachten statt bewerten: Entwicklung sichtbar machen und nicht nur Resultate.

Solche Momente wirken stärker als jedes Schulungsprogramm: Sie machen Lernen zum natürlichen Teil des Führens.

Warum das Zukunft hat

Fachwissen altert sehr schnell und Komplexität steigt, so wird Lernen zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Wer als Führungskraft Lernprozesse gestalten kann, schafft nicht nur Kompetenz, sondern Resilienz, Innovation und Bindung.

Führen als Learning Facilitation bedeutet, Menschen zu ermächtigen, selbst die Verantwortung für ihr Denken, Handeln und Wachsen zu übernehmen.


Das ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel: von Kontrolle zu Vertrauen, von Lehren zu Lernen und von Führung zu Entwicklung.

Autorin Judith von Rotz ZfU