Führen in der Permakrise: Stabilität und Agilität vereinen
Krisen sind längst keine Ausnahme mehr – sie sind zur Konstante geworden. Für Führungskräfte bedeutet das: Entscheidungen unter Unsicherheit treffen, Wandel ermöglichen und gleichzeitig Orientierung geben. Erfahren Sie, welche Management- Leadership-Kompetenzen heute zählen – und wie Sie Ihre Organisation krisenfest aufstellen.
Führung im Dauerkrisenmodus: Die neue Realität für Executives
Geopolitische Instabilität, digitale Disruption und Klimafolgen – die Häufung globaler Krisen hat einen strukturellen Wandel eingeläutet: Willkommen in der Permakrise*. Was früher Ausnahme war, ist heute der Normalzustand. Für Führungspersönlichkeiten heisst das: permanenter Entscheidungsdruck, unklare Datenlagen und widersprüchliche Anforderungen. Wer in dieser Realität erfolgreich führen will, benötigt weit mehr als klassische Managementskills.
In der Permakrise stossen klassischen Ansätze des Krisenmanagements an ihre Grenzen, denn:
- Es gibt keinen klaren Anfang und kein definiertes Ende der Krisensituation.
- Krisen sind vielfältig, überlagern sich und verstärken sich gegenseitig.
- Die Unsicherheit und Instabilität sind dauerhaft.
Daher müssen Unternehmen und Organisationen ihr Krisenmanagement grundlegend anpassen:
- Antifragilität: Nicht nur Widerstandsfähigkeit, sondern die Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen.
- Dynamische Risikobewertung: Kontinuierliche, datenbasierte Analyse und flexible Anpassung an neue Bedrohungen.
- Dezentralisierung und Flexibilität: Weg von starren Strukturen, hin zu schnellen, dezentralen Entscheidungswegen.
- Nachhaltigkeit: Integration langfristiger, nachhaltiger Praktiken in Geschäftsmodelle.
- Investition in Humankapital: Förderung von Resilienz, Lernbereitschaft und psychologischer Sicherheit bei Mitarbeitenden.
- Globale und lokale Kooperation: Zusammenarbeit über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg, um komplexe Krisen zu bewältigen3.
Leadership in der Permakrise: Ambiguität als Führungsnormal
Die Permakrise erfordert ein neues Führungsverständnis: Agilität muss mit Stabilität koexistieren. Operative Reaktionsfähigkeit darf strategische Weitsicht nicht verdrängen. Genau hier setzt das sogenannte Paradox Mindset an – die Fähigkeit, Widersprüche nicht nur zu tolerieren, sondern produktiv zu nutzen. Unternehmen, die diese Haltung in ihrer Führungskultur verankern, sind nachweislich resilienter und leistungsfähiger.
Drei Schlüsselkompetenzen für krisenfestes Leadership
- Entscheidungsstärke unter Unsicherheit
Wer in Echtzeit führen will, muss schnell und klar entscheiden – auch ohne vollständige Informationen. Gefragt ist Mut zur Lücke und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. - Emotionale Souveränität
Selbstführung ist die Grundlage jeder erfolgreichen Führung. Emotionale Stabilität wirkt vertrauensbildend – gerade in volatilen Situationen. - Kommunikative Klarheit
In unsicheren Zeiten ist konsistente und transparente Kommunikation der Schlüssel zur Orientierung. Sie stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Handlungsfähigkeit im Team.
Strukturelle Führungsansätze in der Permakrise
Neben den persönlichen Kompetenzen braucht es neue strukturelle Ansätze:
- Szenariobasierte Planung statt rigider Jahresziele
- Human-Centered KPIs, die wirtschaftliche und soziale Faktoren verbinden
- Krisenfähige Teams und Notfallprotokolle, die schnelle Koordination ermöglichen
- Resilienzförderung als Bestandteil nachhaltiger Führungskultur
Fazit: Haltung statt Perfektion
Führung in der Permakrise verlangt keine Allwissenheit, sondern Haltung. Wer mutig Unsicherheiten annimmt, Entscheidungen auch ohne Garantien trifft und dabei Orientierung bietet, schafft Stabilität inmitten der Instabilität. Nicht die perfekte, sondern die passende Führung macht den Unterschied – gerade dann, wenn sie am meisten gebraucht wird.
Autorin: Judith von Rotz, CEO ZfU
* Permakrise beschreibt das neue Normal einer Welt, in der Unsicherheit, Instabilität und die Überlagerung verschiedener Krisen zur Dauerrealität geworden sind und klassische Krisenstrategien an ihre Grenzen stossen